Peitzer Kirchengeschichte
Die ersten urkundlichen Nachrichten über die Kirchen unserer Region stammen aus dem Jahr 1346. Hier wurde auch die Peitzer Kirche und das Pfarramt genannt. Nähere Einzelheiten über das mittelalterliche Gotteshaus sind allerdings nicht bekannt. Der Standort der Kirche war über Jahrhunderte der heutige Marktplatz. 1610 kam es in Peitz zu einem großen Stadtbrand, bei dem auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen wurde. Klar ist heute nicht, ob die Kirche nach dem Brand völlig neu errichtet wurde oder die Ruine genutzt wurde.
Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zeigten sich an der Kirche bauliche Mängel. So musste in den 1830er Jahren der Turm abgetragen werden. Zunächst war ein Neubau des Turmes an der alten Kirche geplant.
Im Jahr 1844 konnte man diesen Plan verwerfen. Am 30. Mai weilte König Friedrich Wilhelm IV während einer Spreewaldfahrt in Peitz. Hier sollte der König, der das Patronat der Peitzer Kirche inne hatten, von einem völligen Neubau überzeugt werden. Als Architekturliebhaber ließ sich der König auch überzeugen. Bis zur Grundsteinlegung am 15. Oktober 1854 gab es noch viele Verhandlungen, insbesondere zum Bauplatz. Bis zur Fertigstellung des Gebäudes musste die alte Stadtkirche erhalten bleiben. Die neue Kirche wurde auf dem Lindenplatz, dem ehemaligen Paradeplatz der Festung, nach dem Vorbild der Berliner Matthäuskirche errichtet.
Die Matthäuskirche im Berliner Tiergartenviertel entwarf 1843/44 der bedeutende Architekt Friedrich August Stüler, der den Ehrentitel „Architekt des Königs“ trug. Der König wirkte sogar selbst am Entwurf dieser Kirche im oberitalienischen Rundbogenstil mit.
Die Entwurfszeichnungen der Mattäuskirche wurden 1846 als „Kirche für 1500 Sitze“ in dem Buch „Entwürfe zu Kirchen,Pfarr- und Schul- Häusern zum amtlichen Preußischen Ober- Bau-Deputation“ veröffentlicht. Nach diesem Entwurf entstanden auch die Kirchen in Bütow (heute Bytow- Polen) in Hinterpommern, Neudamm (heute Debno- Polen) in der Neumark sowie in Peitz, hier aber bezüglich des Kirchturms in abgewandelter Form.
Auffällig an den Stülerkirchen ist die architektonische Dreiteilung- so an den Dächern, den Apsiden und den Fenstern- sowie die Verwendung von gelben und roten Backsteinen.
In den 1970er Jahren war die Peitzer Kirche so stark vom Hausschwamm befallen, dass es -nach dem ein Teil der Deckenkonstruktion nachgegeben hatte- zur Sperrung der Kirche kam. Aufgenommen in das Sonderbauprogramm der evangelischen Kirche konnte das Gotteshaus von 1975 bis 79 als zweck-mäßiges Gemeindezentrum aufgebaut werden. Dabei wurde der ursprüngliche äußere Eindruck des Gebäudes bewahrt. Der Innenraum konnte allerdings nur modern gestaltet werden. Trotzdem hat die Kirche einige bedeutende Ausstattungsstücke aus dem Vorgängerbau bewahren können. Neben einigen Abendmahlsgeräten sind dies ein Epitaph des Festungskommandanten Georg von Karlowitz aus dem Jahr 1620, das „Heilige Abendmahl“- eine Kopie nach Leonardo da Vinci aus der Mitte des 17. Jahrhunderts- sowie zwei Bronzeglocken, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert. Das ehemalige große Altarkreuz aus der Apsis befindet sich heute in der Turmvorhalle. Es stammt aus dem Jahr 1860. Das heutige Altarkruzifix sowie die Leuchter stammen aus dem Jahr 1910. Im Gemeinderaum unter der Orgelempore befindet sich ein Altarkruzifix aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Turmvorhalle befinden sich eine Kirchenlade aus der Zeit um 1800 sowie eine Büste Martin Luthers.
Die alte Taufschale wurde in eine moderne Taufe eingefügt, die ebenso wie der Altartisch und das Lesepult in den 1970er Jahren für die Peitzer Kirche entworfen wurden.
Zu den neueren Ausstattungsstücken zählen zwei Bronzeglocken von 1999 sowie eine große, raum-beherrschende Orgel. Dieses Instrument wurde ursprünglich für die Nikolaikirche in Berlin- Spandau von der Lübecker Firma „Kemper“ erbaut. Als Geschenk der Spandauer Kirchengemeinde wurde sie 1995/96 nach Peitz umgesetzt und nach einem umfangreichen Umbau in Dienst gestellt. Die Orgel verfügt über 45 Register, verteilt auf drei Manualen und Pedal. Das Instrument besteht aus einer „Hauptorgel“ auf der Westempore sowie einem Fernwerk auf der Südempore. Der heutige Registerbestand der Orgel ist teilweise historisch. Damit verfügt das Werk auch über romantische Stimmen, so dass die Orgelliteratur aller Epochen gut darstellbar ist. Das größte Register, der Prinzipal 16 Fuß (die größte Pfeife misst etwa 5 Meter), stammt aus dem Ende des 19. Jhs. und wurde aus dem Dom zu Bergen/Norwegen nach Peitz umgesetzt.
Ein Orgelpositiv mit 5 Registern aus dem Jahr 1989 steht im Gemeinderaum unterhalb der Orgelempore.
Seit Dezember 2007 hängen im Mittelschiff der Kirche wieder 3 Kronleuchter. Polnische Holzbildhauer schufen ebenfalls im Dezember 2007 die Weihnachtskrippe.