Festungsanlage Peitz
In Deutschland wurden die ersten Fortifikationen im 16. Jahrhundert angelegt. Diese Epoche nennt man Frühe Neuzeit. Auf Grund der komplizierten und kostspieligen Anlagen wurden nur wenige Festungen an besonderen Orten errichtet. In Brandenburg gab es in der Frühen Neuzeit lediglich drei Festungsanlagen. Und eine davon in Peitz...
Die Herrschaft (Herrschaftsgebiet) Cottbus/Peitz kommt im Ergebnis des Friedensvertrages von Guben im Jahr 1462 nach Brandenburg-Neumark und bleibt bis 1806 eine brandenburgische Exklave in der böhmischen, später sächsischen Niederlausitz. In dieser isoliert liegenden Exklave plant der Markgraf, eine Festung anzulegen. Diese Fortifikation ist neben den Festungen in den Residenzstädten Spandau und Küstrin die dritte in Brandenburg. In Vorbereitung zum eigentlichen Festungsbau lässt Johann südöstlich von Peitz umfangreiche Teiche sowie ein Eisenhütten- und Hammerwerk anlegen. Ab 1559 wird unter Verwendung der alten Burganlage die Zitadelle (Oberfestung) errichtet und im Dezember 1562 fertiggestellt. Bis 1595 errichtet man die Stadtumwallung, die sogenannte Unterfestung.
Bedeutende italienische Architekten, unter ihnen Graf Rochus von Lynar, sind mit der Planung der Festungsanlage betraut. Nach Fertigstellung gilt die Festung Peitz als „Uneinnehmbar“. Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) suchen viele Adlige, Beamte und Äbte des Klosters Neuzelle in Peitz Schutz. Im Winterhalbjahr 1636/37 regiert sogar der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm mit seinem Hofstaat von hier aus. Die Festung Peitz hat nicht nur eine rein militärische Funktion, sondern dient auch als Staatsgefängnis. Der Königsberger Schöppenmeister Roth – er wird 1663 nach Peitz in Haft gebracht und stirbt hier 1679 – sowie Staatskanzler von Danckelmann sind die berühmtesten Gefangenen. In der Zeit der schlesischen Kriege beabsichtigt Preußen, die inzwischen vernachlässigte bzw. unmoderne Festung zu erneuern bzw. erweitern. Die Planungen dazu stammen vom Festungsingenieur Generalmajor Walrave aus der Zeit um 1744. Vor allem aus Geldmangel kann der Plan nicht konsequent ausgeführt werden. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-63), auch als 3. Schlesischer Krieg bezeichnet, muss die Peitzer Garnison zweimal vor feindlichen österreichischen Truppen kapitulieren. Über die Kapitulation im Sommer 1759 berichtet der Amtsmann und Kriegsrat Peckolt folgendes: „...Am folgenden Tag (28. Aug.) wurde die Festung mit verschiedene kayserl. Bataillons besetzt, und am 14 ten Septbr. Maschirte sämtliche feindliche Garnison aus Abends um 7 Uhr, und hatten an denen Festungs Wercken viel Pulver und Tonnen geleget, um selbige gäntzlich zu sprengen; durch Gottes sonderbare Schickung aber mußte ein starcker mit erschrecklichem Donner vermischter Regen diesem großen Unglück vorkommen, und wurde ein Oesterreichischer Rittmeister von einem Wetter Strahl gleich bey der festung getödtet. ...“
Mit Ausgang des Siebenjährigen Krieges verliert die Peitzer Fortifikation strategisch an Bedeutung, so dass König Friedrich der Große im Jahr 1767 den Befehl zur Schleifung (Abbruch) der Festungsanlage gibt.